Streuobstwiese – eine menschgemachte Biotopvielfalt, die wie keine andere Landschaft natürliche Ressourcen und soziale Verbindlichkeit verknüpft. Generationenübergreifend, gemeinschaftsorientiert, gesund für Mensch und Tier. Vögel tirilieren, Kleinsäuger flitzen um Totholz, bald summt es wieder zwischen den Blüten.

Biodiversität – ein Begriff, der vor der derzeit alles bestimmenden Corona-Krise noch viel diskutiert und irgendwie auch in war. Überlassen wir die Streuobstwiesen sich selbst, dürfte die Vielfalt darin steigen, Wiesenpflanzen, Insekten, Mikroorganismen nehmen zu. Fehlende Pflege verkürzt dann allerdings die Lebensdauer der Bäume.

Krise – ein Begriff für elementaren Mangel oder eine Konfliktsituation. Der Ausgang ist offen. Unser Streuobstgenussschein liegt seit Januar 2020 mehr oder weniger brach: die Geschäftsstelle bei der Akademie für Nachhaltige Entwicklung kann nicht weitergeführt werden, weil Mittel fehlen.
Dabei ist der Streuobstgenussschein sehr beliebt – bei Käufern wie bei geförderten Initiativen – weil er Interessen von Stadt und Land verknüpft, weil er Entschleunigung wie auch ökonomische Perspektiven ermöglicht, weil Unterstützende und Projekte gut zusammenarbeiten.

Bislang 16 Projekte zeigen, dass es auf gute Startbedingungen ankommt. Neben einer großen Zahl Antragstellender gibt es eine dies noch übersteigende Zahl von Beratungssuchenden. Wie lege ich eine Streuobstwiese an? Welche Sorten sind geeignet? Wo bekomme ich die besten Bäume her? Wie pflege und revitalisiere ich vorhandene Bestände? Fragen über Fragen… und immer mehr Menschen, die diese Fragen an uns herantragen.

Um noch besser darauf reagieren zu können, wäre eine Streuobstberatungsstelle mit dauerhafter Förderung sinnvoll, denn der Umfang der Arbeiten der SOS-Geschäftsstelle übersteigt die Möglichkeiten eines freiwilligen Engagements um ein Vielfaches.

Beratungssuchende können sich derzeit auf der Internetseite des Streuobstnetzwerkes MV umschauen. Hier gibt es Sortenempfehlungen, Wissenswertes über Pflege und vor allem zahlreiche weiterführende Links.

Antragsstellende für neue Streuobstgenussschein-Projekte müssen sich gedulden, derzeit werden Anträge lediglich im „Ehrenamtsmodus“ bearbeitet. Wir kümmern uns vorrangig um die bestehenden Projekte und sammeln bzw. speichern Interessent*innen, um uns zu gegebener Zeit zurückzumelden.
Ganz oben auf unserer Tagesordnung steht die Suche nach einer Lösung unserer Streuobst-Biodiversitäts-Krise. Wir bemühen uns derzeit um Finanzierung einer Geschäftsstelle und freuen uns über Unterstützung.

Henrik Manthey, Ulrike Gisbier (Pomologen-Verein)
sos@nachhaltigkeitsforum.de
www.streuobstgenussschein.de